Die Forscher verweisen auf die extremen Temperaturen, die bei der Kernschmelze in Fukushima auftraten. Bei mehr als 2000 Grad schmolzen sogar die Betonwände des Reaktor-Druckgefäßes. Siliziumdioxid ist eine der Substanzen bei der Betonherstellung, mit dem glutflüssigen Beton wirbelten also auch winzige SiO2-Tröpfchen durch die Luft. Diese hüllten die Cäsium-Partikel sowie an diese angelagerte Eisen-Zink-Partikel ein und sorgten so nach dem Erkalten für einen haltbaren Glasüberzug.
Für Utsunomiya ist klar, dass damit die Folgen des Reaktorunfalls neu abgeschätzt werden müssen. „Diese Untersuchung verändert einige unserer Annahmen zum Fallout von Fukushima“, so der Forscher. „Es zeigt sich, dass mit dem Austausch von Böden und dem Abwaschen belasteter Flächen die richtigen Maßnahmen ergriffen wurden.“ Dort, wo das nicht geschehen ist, könnten die radioaktiven Partikel allerdings nahezu unverändert überdauert haben.
Und noch ein weiterer Aspekt macht den Forschern Sorge. Sie entdeckten, dass die Radioaktivität in den Glaspartikeln mitunter extrem hoch ist – teilweise lag sie mehr als 100 Mal höher als die durchschnittliche Belastung der kontaminierten Böden in der betroffenen Region.
Menschen, die zur Zeit des Unfalls in der Region lebten, könnten also mit der Atemluft wesentlich mehr Radionuklide aufgenommen haben als bislang vermutet. „Das dürfte bedeuten“, so Utsunomiya, „dass wir unsere Einschätzung zu den gesundheitlichen Folgen überarbeiten müssen.“