Daniel Benes, der neue Generaldirektor der Energiefirma CEZ, will die Orientierung auf die Atomenergienutzung weiter stärken. Und das auch trotzdem, dass es unsicher ist, wie sich die europäische Energiestrategie weiter entwickeln wird und ob die Tschechische Republik nicht eine ganz andere Richtung gehen wird als der Rest der Europäischen Union.
„Erwarten Sie nicht von mir, dass ich mit dem Heckruder in eine ganz andere Richtung drehen werde. Ich arbeite in CEZ seit sieben Jahren, ich war ein Bestandteil des Teams, das die bisherige Strategie gemacht hat. Die haben wir jetzt nur aktualisiert, um auf die Veränderungen zu reagieren, die sich im letzten Jahr in der Welt abgespielt hatten.“
Wie wir sich Europa zur Atomenergie stellen?
„In der Energiewirtschaft herrscht eine Unsicherheit, wie nie vorher,“ sagt Benes und ergänzt: Der Strompreis schwankt, im März kündigte Deutschland seinen Atomausstieg an, es verlaufen AKW – Stress-Tests. Es ist nicht klar, wie sich die EU zu den Emissionsbewilligungen und zu den erneuerbaren Energieträgern stellen wird. Es sind immer noch nicht die Stress-Tests der Atomkraftwerke ausgewertet und es ist unklar, welche Konsequenzen die EU davon ziehen wird. „Die größte Unstabilität ist, ob es in Europa eine Atomrenaissance oder einen Abtritt von der Kernenergie geben wird,“ sagt Benes.
CEZ hat laut ihm eine neue Aufgabe vom Staat bekommen – außer des möglichst hohen Ertrages für die Aktionären soll die Firma eine maximal mögliche Energieautarkie,- und Unabhängigkeit sichern. Und dazu führt laut dem neuen CEZ – Chef nur ein einziger Weg – Atomenergie. „Der Ausbau der Atomenergie steht auf dem ersten Platz unserer Prioritäten. Es geht dabei nicht nur um die Fertigstellung des Atomkraftwerkes Temelin, aber auch um die Betriebsverlängerung des Atomkraftwerkes Dukovany, um die Steigerung der Leistung der vorhandenen Atomblöcke und um Verkürzung der Blockabstellungen bei den betriebenen Atomkraftwerken,“ ergänzte er.
Der erste der geplanten zwei Blöcke in Temelin soll laut der Benes – Abschätzung den Strom im Jahre 2022 ins Netz liefern, der zweite ca.18 Monate später. Benes hofft, dass zu der Zeit CEZ bereits an der Vorbereitung des Baues neuer Reaktoren im AKW Dukovany arbeiten wird. „Neue Reaktoren in Dukovany sind um das Jahr 2030 sinnvoll,“ ergänzte Benes. Benes ist davon überzeugt, dass es in der Tschechischen Republik nach dem Jahr 2030 zum Bau eines ganz neuen Atomkraftwerkes kommen wird (schon seit Jahren ist für dieses Atomkraftwerk eine Kapazität in der Lokalität Blahutovice im Bezirk Novy Jicin reserviert), er rechnet jedoch nicht damit, dass es noch während seiner Wirkung in CEZ wäre. „Wir überlegen eine neue Lokalität für ein AKW nicht, wir haben so etwas nicht in unseren strategischen Plänen,“ sagt er. „CEZ schaut aber nicht hinter das Jahr 2030, der Staat muss in einem längeren Zeithorizont planen,“ ergänzt er.